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Schwarz-Weiß Bregenz |
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UEFA Österreichischer Fußballbund Federazione Italiana Giuoco Calcio |
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13.07.2002, Casino-Stadion, UI-Cup |
Der UEFA-Intertotocup (oder kurz UI-Cup) erfreut sich bekanntlich unterschiedlicher Beliebtheit.
Die einen sehen in dem Wettbewerb die Chance, den UEFA-Cup durchs Hintertürchen zu erreichen, und preisen ihn gleichzeitig als gute Saisonvorbereitung. Die anderen sehen vor allem letzteres ganz anders und beklagen, daß der Wettbewerb ein sinnvolles Aufbautraining behindert und so zwar vielleicht in den UEFA-Cup führt, aber auch mit gewisser Wahrscheinlichkeit zu Problemen in der kommenden Meisterschaftsspielzeit. Natürlich können auch beide Seiten Beispiele für ihre Auffassung präsentieren - daß es in den UEFA-Cup führen kann ist unbestritten, aber es gibt auch sowohl Beispiele in Form von Clubs, die im nächsten Jahr in der Meisterschaft glänzen konnten, als auch Beispiele von Clubs, die ums Überleben kämpfen mußten oder gar abstiegen. Insgesamt kann man wohl sagen, daß der UI-Cup letztendlich meist da begrüßt wird, wo man selten - oder zumindest nicht mehr in jüngerer Vergangenheit - die anderen Europapokale erreicht hat.
Das gilt auch für die heutigen Kontrahenten, so daß man sich auf ein gutes Spiel freuen
darf. Seinen Beitrag zu dieser Erwartungshaltung leistet auch das Hinspielergebnis von 1:0 für die Italiener, das für den heutigen Tag noch jeden denkbaren Ausgang bezüglich der Qualifkation für die nächste Runde offen läßt. So legen die Hausherren gleich mächtig los und stürzen die etwas verblüfften Turiner von einer Verlegenheit in die andere - so fällt dann auch bereits nach fünf Minuten das 1:0 für Begrenz per Kopf. Gleich dreimal taucht man im weiteren Verlauf des ersten Abschnitts nach Stellungsfehlern in der Toro-Abwehr frei vorm Kasten der Gäste auf, scheitert aber ein jedesmal, so daß es bei dem über beide Partien gerechnet ausgeglichenen Spielstand bleibt. Gegen Ende des ersten Abschnittes kommen dann die Gäste besser ins Spiel und tauchen ihrerseits sporadisch gefährlich vorm Tor der Bodenseeanrainer auf. Bei Halbzeit verkündet der Stadionsprecher zwar noch frohgemut, daß die Vorarlberger Torino kontrollieren würden, aber in Wahrheit hat das Spiel bereits begonnen, zu kippen. Im zweiten Abschnitt geht es dann noch schneller als im ersten, als gerade mal zwei Minuten rum sind, bevor der Ball den Weg ins Netz findet, und diesmal ist es Toro, das mit einem recht ähnlichen Treffer wie dem zum 1:0 den Ausgleich erzielt. Danach versuchen die Hausherren zwar weiter nach vorne zu spielen, aber die weinroten Gäste haben jetzt alles unter Kontrolle und man hat kaum mehr das Gefühl, daß hier noch etwas für Torino Calcio anbrennen könnte. Über beide Spiele siegen die Italiener schließlich mit 2:1 und dürfen sich so auf die kommende Runde freuen, in der es gegen den spanischen Villarreal CF geht - ein Team, das auch nicht gerade von zahlreichen Europapokaleinsätzen verwöhnt ist.
Nicht nur die Teams nehmen den UI-Cup ernst, sondern auch für deren Anhänger ist ein
internationales Spiel etwas Besonderes. So kann nicht nur die Gesamtzuschauerzahl der Partie überzeugen, sondern vor allem auch die Zahl der angereisten Gästefans, die mit sicher über 1000 Leuten den Gästeblock füllen und auch auf der Haupttribüne recht gut vertreten sind. Die Italiener machen letztendlich auch die Stimmung und unterhalten selbst, während sie in Rückstand liegen, mit fast ununterbrochenen Sprechchören. Hier können die Heimfans nur unzureichend mithalten, obwohl sie sich alle Mühe geben - vielleicht spielt es dabei eine Rolle, daß die Voralberger zwei getrennte Fanblöcke auf der Gegenseite bilden.
Das Casino-Stadion - benannt nach dem örtlichen Casino, das auch Haupt- und Namenssponsor der
Schwarz-Weißen ist - liegt zwischen dem Hauptbahnhof von Begrenz und dem Bodensee. Hier findet man ein weites Oval vor, auf dessen Laufbahn am heutigen Tag die Trainerbänke untergebracht sind. Umgeben ist dieses Oval von einer hufeisenförmig zusammengebauten Tribüne, die um die beiden Kurven und die Gegengerade läuft, sowie einer separat stehenden Haupttribüne. Moderner
präsentiert sich hierbei der zentrale Bereich der Gegenseite - oder besser gesagt ein Teil davon. In dieser Mitte findet sich eine Überdachung, die zur Hälfte Stehplätze vor dem Wetter schützt und sich zur anderen Hälfte über blaue Klappsitze ausbreitet, mit denen die Stufen offensichtlich nachträglich ausgestattet wurden. In einer Kurve findet man noch eine einfache Anzeigetafel für Spielstand und -zeit, während man hinter der Haupttribüne den berühmten Pfänder bewundern kann, einen Alpenausläufer, der sich bis kurz vor das Ufer des Bodensees verirrt hat und von dessen Spitze - touristenfreundlich per Seilbahn zu erreichen - eine großartige Aussicht über den See herrscht. Bereits recht betagt, aber durchaus charmant, ist die separat stehende Haupttribüne, die etwas erhöht errichtet ist und komplett aus Holz besteht. Sowohl die Böden als auch die Bänke sind nicht nur aus diesem Material, sondern auch in naturbelassener Farbe, wobei die Bänke recht spartanisch daherkommen und auf Rückenlehnen oder Einzelsitze verzichten. Hinter den eigentlichen Reihen ist noch ein Pressebereich untergebracht, wo man Bierzelt-Bänke und -tische als Presselogen errichtet hat - demnächst soll noch ein VIP-Bereich hinzukommen, während man bisher die megawichtigen Leute nur in einem Zelt bewirten kann, von dem aus keine Sicht aufs Spielfeld gegeben ist (falls die die VIPs überhaupt interessiern sollte). Erwähnt sei noch, daß man im Spielmagazin der Vorarlberger begeistert verkündet, man habe außerordentlich viele Akkreditierungsanfragen der internationalen Presse erhalten. Die Vermutung liegt nahe, daß auch ein paar davon aus Deutschland stammen und wir sind bei www.groundhopping.de bereits sehr gespannt, was die im Gegensatz zu unserem Freizeitprojekt professionelle Zunft so über die Partie zu berichten wissen wird.
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